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Ein Mordsvergnügen

Von der Oberstufen-Theater-AG unseres Helmholtz-Gymnasiums wurde am 15., 16. und 17. März um 19.30 Uhr in der Aula die Komödie „Eine MORDSBEERDIGUNG“ von Stefan Altherr aufgeführt.

Auf der Bühne beginnt der Tag der aufregenden Beerdigung traurig, theatralisch, melancholisch und bedrückend. Man fühlt die Trauer und Bestürzung. Dennoch achten alle Trauergäste auf ihr gutes Aussehen, während sie dem Sarg gemessenen Schrittes folgen. Das macht stutzig – und das nicht ohne Grund. Die hervorragend ignorant und vorurteilsbeladen gespielte Witwe und Mutter quält ihre Tochter, der mit „echtem“ Blattgold verzierte Sarg landet auf dem Esstisch, nachdem er in einem Metzgerei-Lieferwagen transportiert worden ist. Die ZuschauerInnen staunen genauso wie die Trauernden, denn im Sarg liegt die falsche Leiche.

Schließlich stellt sich ganz schleichend auch noch heraus, dass die Finanzierung der Beerdigung sich als schwierig gestaltet. Die Kinder des Verstorbenen sind sich nicht wirklich darüber einig, wer die Kosten übernehmen kann. Der Pleitegeier scheint unsichtbar über der Trauerfamilie zu kreisen. Die destruktive Mutter feiert sich in ihrer Ungerechtigkeit und Arroganz, den Kindern hilft in ihrer Not oft nur noch ein „Ja, Mutter.“ Die verlogene Mutter ist mustergültig dargestellt.

Eine Stunde vor der Beerdigung wird die zweite falsche Leiche fortgeschafft und das Nesthäkchen der Familie stellt sich als Junkie heraus. Es dauert nicht lange, bis sich die Geschwister darüber einig sind, dass sie die Mutter, die alte Hexe, hassen. Die Frustration, Verzweiflung und Wut der Kinder werden sehr unterschiedlich von allen, angepasst an ihre Rolle, aufgezeigt. Aber allen ist gemeinsam: Sie sind außerordentlich überzeugend gespielt.

Der Pfarrer äußert seine Bedenken darüber, eine Beerdigung ohne Leiche zu veranstalten und blickt dabei sorgenvoll in sein Gebetbuch. Aber diese Sorge ist er bald los, denn er wird mit ominösen Tropfen außer Gefecht gesetzt und fällt vorläufig aus.

Die Auszahlung der Sterbeversicherung des Vaters verschwindet in der Tasche der Mutter und die Kinder bleiben auf den Beerdigungskosten sitzen. „Niemand hat die Absicht, eine Mutter umzubringen“, konstatiert der Sohn und gibt damit dem Geschichtsfreund, der die deutsche Geschichte Anfang der 60er Jahre kennt, eine bedeutungsvolle Vorausdeutung auf den Schluss.

Die plötzlich auftauchende Halbschwester Chanel, schön und reich, bringt schließlich noch mehr Verwirrung in den ohnehin schon chaotischen Beerdigungstag. Die Hochzeitsrednerin soll die Trauerrede halten - reizvoll und spannend -, aber sie meistert es eloquent und satirisch überzeugend. Statt eines Hochzeitstanzes folgt ein Totentanz und der Mordplan der Kinder reift langsam, aber sicher heran. Nur – wie kann man das anstellen? Die Kreativität der Kinder lebt auf…

Das Ende überfällt das Publikum ein wenig, sicher deshalb, weil dieses trauert, dass das Theaterstück schon zu Ende ist.

Die ZuschauerInnen haben ein kurzweiliges, sehr amüsantes Theater miterleben dürfen. Ein Mordsspaß! Hervorragende SchauspielerInnen haben sehr spezielle Charaktere gespielt und mit Leben erfüllt. Die Inszenierung war gekennzeichnet von kompetenter und professioneller Hand.

Lob und Dank den tollen Schauspieltalenten, dem profihaften Technik-Team und dem kreativen Theatermacher Tobias Morlinghaus!

Text: Gertrud Edelmann

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